Martin Christoph Redel

*  30. Januar 1947

von Uwe Sommer

Essay

»Jeder Innovationsprozeß muß begrüßt werden. Ohne derartige Impulse würde es in der Entwicklung der Kunst früher oder später zu unguter Stagnation kommen. Gefährlich aber sind die Innovationsfetischisten, welche in ihrer Blindheit übersehen, daß die Musik zu allen Zeiten sowohl Pioniere als auch Bewahrer kannte« (Redel 1983, 417). Stünde Martin Christoph Redel vor der Frage, ob er sich in der gegenwärtigen Musikkultur eher als »Pionier« oder als »Bewahrer« bezeichnet, würde er sich fraglos für letzteres entscheiden. Seine künstlerische Persönlichkeit steht ganz im Zeichen einer bedachten, vom Verantwortungsbewußtsein der Sache und dem Rezipienten gegenüber geprägten Haltung, die maßgeblich auch mit seinen vielfältigen pädagogischen und administrativen Aktivitäten verbunden ist. Für Redels Komponieren bedeutet dies zunächst, daß die entscheidende Kategorie seiner musikalischen Sprachfindung weniger die spontan-regellose, der freien Phantasie entspringende Eingebung ist als vielmehr das Zusammenspiel von handwerklich sauberer Faktur der Komposition und unmittelbarer Nachvollziehbarkeit (Redel spricht auch von »Erlebbarkeit«) ihrer Idee. Darüber hinaus pointiert er den »praktischen« Wert seiner Partituren, ihre Attraktivität für die Interpreten und ihre von der Besetzung abhängigen Aufführungsmöglichkeiten. In den meisten seiner Werke setzt sich Redel daher mit einer selbstgestellten oder auf einen äußeren Anlaß zurückgehenden »Aufgabe« auseinander, und ...